Häufig gestellt Fragen
Was ist ein Energieeffizienz-Netzwerk?
Etwa zehn bis 15 mittelständische/ große Unternehmen oder KMU (mit Jahresenergiekosten unter 500.000 €) schließen sich auf lokaler oder regionaler Ebene zu einem Energieeffizienz-Netzwerk für die Dauer von mindestens zwei bis drei Jahren zusammen. Bei den regelmäßigen Treffen berichten die Energieverantwortlichen der teilnehmenden Betriebe den Netzwerk-Kollegen über durchgeführte oder geplante Investitionen und organisatorische Maßnahmen, welche die Energieeffizienz des Betriebes verbessern oder die CO2-Emissionen vermindern.
Je nach Standard des Energieeffizienz-Netzwerkes (ob mit oder ohne Energieaudit, mit oder ohne einer auditierfähigen Maßnahmenliste oder einem jährlichen Monitoring, ob mit oder ohne zertifizierten energietechnischen Beratern oder Moderatoren; vgl. Netzwerk-Gütesiegel der AGEEN) variiert der Nutzen und die Kosten der Teilnahme.
In jedem Fall tauschen die Energieverantwortlichen in den Treffen ihre Erfahrungen aus und erhalten Impulsreferate von einem externen Experten zu einem zuvor vereinbarten Thema der Energieeffizienz. Hierdurch entsteht nicht nur ein autonomer Lernprozess unter den Teilnehmern, sondern auch ein Klima gegenseitiger Wertschätzung und die Möglichkeit, sich bilateral durch das gewachsene Vertrauen auszutauschen.
Wie erfolgt die Initiierung eines Energieeffizienz-Netzwerkes?
Der Initiator – der auch der spätere Netzwerkträger sein kann - kümmert sich um das Zustandekommen des Netzwerks und sucht die passenden Teilnehmer aus. Die Initiierung eines Energieeffizienz-Netzwerkes ist die schwierigste Aufgabe im gesamten Netzwerk-Geschehen. Die AGEEN gibt aufgrund der Erfahrungen ihrer Mitglieder Hinweise, wie der Initiator mit möglichst akzeptablem Aufwand ein Netzwerk aufbauen kann.
Aus welchen Mitgliedern setzt sich das Netzwerk zusammen?
Das Netzwerk setzt sich aus den teilnehmenden Unternehmen, Organisationen oder Gebietskörperschaften und dem operativen Projektteam zusammen. Das operative Projektteam besteht – je nach Netzwerk-Konzept und Standard - aus mindestens zwei beziehungsweise drei Personen: in der Regel aus dem Netzwerkträger, dem Moderator und dem begleitenden energietechnischen Berater. Die beiden Letztgenannten nehmen an allen Treffen des Netzwerks teil.
Welchen zusätzlichen Personalaufwand hat ein Teilnehmer an einem Netzwerk?
Der Personalaufwand ist – je nach Netzwerk-Art und -Standard sowie Betriebsgröße unterschiedlich. Es kann folgenden Personalaufwand umfassen:
- bei der Datenerhebung für das Energieaudit und bei der Aufstellung der Maßnahmenliste für den Produktionsstandort ,
- für die Teilnahme an den regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen
- bei der Datenerhebung für das jährliche Monitoring.
Diesem Aufwand ist der Nutzen gegenüberzustellen: Energiekosten-Einsparung, gegebenenfalls Erhalt des Spitzenausgleichs bei der Strom- und Energiesteuer sowie andere Tipps für die Produktionstechniken oder Mitarbeiter-Motivation. Zudem können die Netzwerktreffen als kontinuierliche Motivation und Weiterbildung für die Energiebeauftragten gesehen werden – auch weil seitens anderer Teilnehmer bisher unbeachtete Themen für den eigenen Betrieb aus den Treffen mitgenommen werden.
Wie lange läuft ein Energieeffizienz-Netzwerk?
Je nach Netzwerk-Art und -Standard arbeiten die Effizienz-Netzwerke mindestens ein bis zwei Jahre (z.B. nach dem Mindeststandards der Initiative 500 Netzwerke oder dem ECOfit-Konzept). Allerdings sollten es mehr Jahre sein, wenn man bei den größeren Energieeffizienz-Investitionen, die allein für die Planung und Umsetzung etwa zwei Jahre benötigen, sich unter den Energieverantwortlichen austauschen will. Dadurch kann (und sollte) eine langfristige Kooperation der teilnehmenden Betriebe entstehen, Das erste Energieeffizienz-Netzwerk in Zürich läuft noch heute seit mehr als 25 Jahren. Das älteste Netzwerk in Deutschland, EnergieModell Hohenlohe, wurde 2002 gegründet und arbeitete neun Jahre zusammen.
Besteht eine Verpflichtung als teilnehmender Betrieb in den Energieeffizienz-Netzwerken, Maßnahmen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt umzusetzen?
Jedes Netzwerkunternehmen entwickelt – eventuell auf Basis des Energieaudits – seine eigenen Zielvorstellungen im Rahmen der Netzwerkarbeit. Es ist zu nichts verpflichtet, irgendwelche Ziele zu setzen oder gesetzte Ziele zu erreichen.
Bei den anspruchsvollen Netzwerkstandards gibt es Zielvereinbarungen des Netzwerks zur Energieeffizienz und zur CO2-Emissionsminderung. Diese resultieren aus den rentablen Potentialen, die die beteiligten Betriebe beziehungsweise das Netzwerk insgesamt am Ende der Laufzeit erreichen wollen. Hierbei handelt es sich nicht um eine vertraglich verbindlich vereinbarte Zielvorgabe, sondern um ein Orientierungsziel, das das Netzwerk gerne in einem definierten Zeitraum erreichen möchte. Das gemeinsame Ziel ist unverbindlich, aber es hilft, die Senkung der Energiekosten höher auf der Agenda des Produktionsalltags zu halten.
Bisher haben die Netzwerke ihr selbst gestecktes Ziel jedoch in der Regel erreicht und häufiger sogar übertroffen. Im durchschnitt waren es 6 bis 8 Prozent Energieeffizienz-Verbesserung binnen drei Jahren, die durch ein jährliches Monitoring beobachtet wurden.
Wie läuft ein Netzwerk zeitlich ab?
Der typische zeitliche Ablauf eines Energieeffizienz-Netzwerks umfasst
- die Akquisitionsphase („Initiierung oder Gründungsphase eines Netzwerks“) inklusive einer öffentlichen Informationsveranstaltung, die meist vom Initiator, vom zukünftigen Netzwerkträger oder dem zukünftigen Moderator geleitet wird
- die erste („konstituierende“) Sitzung der Netzwerkgruppe zur Vorbereitung des Energieaudits (falls vorgesehen),
- die Initialphase mit dem Energieaudit (falls vorgesehen) für jeden teilnehmenden Betrieb. In Netzwerken mit hohem Standard erfolgt die Zusammenschau erfolgter Energieaudits durch den energietechnischen Berater, die – im Rahmen eines moderierten Netzwerktreffens – in eine gemeinsame Zielsetzung des Netzwerks mündet;
- die operative Phase mit Umsetzung der Maßnahmen in den Betrieben und dem regelmäßigen, moderierten Erfahrungsaustausch im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen (beziehungsweise bilaterale Kontakte zwischen den Energiebeauftragten der Betriebe oder in themenspezifischen Kleingruppen),
- die Analyse der Effizienz- und Emissionsentwicklung mittels jährlichem Monitoring der einzelner Betriebe und des Gesamtnetzwerks (falls vorgesehen).
Zum Abschluss der operativen Phase fällt die Entscheidung, ob das Netzwerk seine Arbeit weiter fortführen will. Auch kann eine Würdigung der Zielerreichung – beispielsweise im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung – stehen, falls ein Monitoring stattgefunden hat.
Welchen Sinn haben Netzwerktreffen?
Die regelmäßigen Treffen der Energieverantwortlichen sind das zentrale Instrument des Erfahrungsaustauschs in den Lernenden Energieeffizienz-Netzwerken. Sie finden regelmäßig, im Schnitt alle drei bis vier Monate statt (bei KMU-Netzwerken auch nur zweimal oder bei den kurzfristig laufenden ECOfit- und ÖKOPROFIT-Netzwerken bis zu sechs Mal. Der Moderator bereitet die Treffen mit dem jeweils ausgewählten Thema vor, lädt Fachreferenten ein und moderiert die Treffen. Die Teilnehmer können die angebotene Information durch Diskussion mit den Fachreferenten und untereinander vertiefen.
Die Treffen finden meist in einem der teilnehmenden Betriebe statt. Bei diesen Besichtigungen von Maschinen und Anlagen ergibt sich ein weiterer Informationsaustausch (auch zu Produktions- und Organisationsaspekten).
Durch das (über Jahre) wachsende Vertrauen und das Wissen um spezielle Kenntnisse der Teilnehmer werden auch viele bilaterale Kontakte angestoßen.
Was sind die Inhalte der Netzwerktreffen?
Die erste Sitzung dient unter anderem:
- dem Kennenlernen der Beteiligten,
- der Abfrage der zu behandelnden Themen und der Festlegung der Prioritäten
- der Aufstellung der Spielregeln für die Arbeit bei den Treffen (zum Beispiel Handy ausschalten, ausreden lassen, gegenseitige Wertschätzung)
- der Vorbereitung der Vor-Ort-Termine der Initialberatungen in den Unternehmen
Das zweite (oder dritte) Treffen findet in der Regel nach Abschluss der Energieaudits ab (falls vorgesehen) Die wesentlichen Aufgaben dieses Treffens sind – je nach Standard des Netzwerkes unterschiedlich:
- die Festlegung des konkreten Arbeitsplans, mindestens für die nächsten zwölf Monate (Inhalte der nächsten Tische, Informationsverteilung, Intervalle der Treffen, Berichterstattung etc.)
- die Erarbeitung eines gemeinsamen Ziels (falls der Standard dies vorsieht)
- die Erstellung eines Zeitplans für die Zielerreichung (falls der Standard dies vorsieht)
Die weiteren Treffen beinhalten unter anderem:
- jeweils ein Thema (oder zwei Themen) der von den Teilnehmern zuvor festgelegten Themen zu Techniken, Wirtschaftlichkeit, Mitarbeitermotivation, Veränderung/Optimierung von Betriebsabläufen,
- den Erfahrungsaustausch zu den jüngst ergriffenen oder geplanten Maßnahmen der Teilnehmer,
- Information über Fortentwicklung der nationalen und internationalen Energiepolitik,
- einmal jährlich eine Thematisierung der Maßnahmenverfolgung und eine Diskussion der Ergebnisse des Monitorings (falls dies der Standard vorsieht).
Wie erfolgt die Themenfindung für die Netzwerktreffen?
Die Themenfindung erfolgt grundsätzlich im Dialog zwischen dem Moderator und den Teilnehmern; wesentliche Hinweise liefern dabei die Ergebnisse der Energieaudits. Neben dem „Abarbeiten“ der gemeinsamen Themenliste sollten aktuelle Wünsche aus der Gruppe aufgegriffen werden.
Was sind die typischen Techniken und Maßnahmen der Energieeffizienz, die im Energieaudit adressiert werden?
Das Energieaudit erfolgt betriebsspezifisch. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Querschnittstechnologien wie Druck- oder Kältelufterzeugung und -verteilung, Pumpen, Lüftung, Beleuchtung, Dampf- oder Warmwassererzeugung und -verteilung sowie Elektro-Motoren und Wärmerückgewinnung. Entsprechende technische Anforderungen der Produktion werden berücksichtigt und gegebenenfalls hinterfragt (zum Beispiel Güteklasse bei Druckluft, Temperaturen für Bäder, Wärmedämmung für Öfen). Ebenfalls berücksichtigt werden die wechselseitigen Wirkungen der Maßnahmenvorschläge und ihr Einfluss auf vorhandene Technikbereiche.
Des Weiteren kann auch der Einsatz der erneuerbaren Energien (insbesondere Wärmepumpen, Holzfeuerungen in Form von Chips und Pellets und solarthermische Anlagen) berücksichtigt werden, sofern ein Einsatz in dem jeweiligen Unternehmen sinnvoll erscheint.
Es ist im Rahmen der Netzwerkarbeit im Allgemeinen nicht vorgesehen, spezifische Produktionsprozesse gezielt zu betrachten beziehungsweise zu analysieren; manchmal erfolgt dies bei Interesse in Kleingruppen. Für sehr produktionsspezifische Fragestellungen ist meist eine über die Netzwerkarbeit hinausgehende Detailberatung erforderlich.
Welche Maßnahmen werden typischerweise zuerst umgesetzt? Welche später nach zwei, drei Jahren?
In den ersten beiden Jahren sind insbesondere organisatorische Maßnahmen oder Optimierungen (zum Beispiel im Bereich der Heizwasserhydraulik, kleinere Stromeffizienzinvestitionen) am schnellsten umsetzbar, während umfangreichere Effizienzinvestitionen (zum Beispiel in Energiemanagementsysteme, Abwärmenutzung, effizientere Prozesswärme- und Kältenutzung) häufig einen ein- bis zweijährigen Planungsvorlauf erfordern. Nach vier, fünf Jahren Netzwerkbetrieb kommen verstärkt Investitionen in Kraft-Wärme-Kopplung, baulicher Wärmeschutz und Erneuerung der Produktionsanlagen sowie komplexe Lösungen in den Fokus.
Längerfristig sind gerade bei organisatorischen Maßnahmen im Produktionsbereich immer neue „Impulse“ wichtig, um einen nachhaltigen Erfolg zu erreichen (beispielsweise energieoptimale Produktionsplanung, technische Vorschriften für den Einkauf und für Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Mitarbeitermotivation).
Wozu dient das Monitoring?
Im jährlichen Monitoring – soweit dies im Netzwerk vereinbart wurde - werden der Effizienzfortschritt sowie die Verbesserung der spezifischen Emissionen der Einzelfirmen und des Gesamtnetzwerks beurteilt und damit der Erfolg der Netzwerkarbeit nachgewiesen. Dazu werden in der Regel nach Ablauf eines Kalenderjahres die Energieverbrauchswerte und Angaben zur Maßnahmenumsetzung sowie – bei Bedarf und Interesse des Unternehmens – produktionsspezifische Verbrauchskennzahlen erhoben und durch zwei voneinander unabhängige Personen (zum Beispiel den energietechnischen Berater und den Moderator) ausgewertet. Die Ergebnisse der Auswertung können mit dem geplanten Ziel verglichen werden, falls ein Ziel gesetzt wurde.
Für jedes Unternehmen und für das Gesamtnetzwerk wird im Anschluss durch den energietechnischen Berater und den Moderator ein gemeinsamer Firmenbericht mit den Ergebnissen des Monitorings erstellt und nach Vereinbarung auch bei den einzelnen Unternehmen präsentiert. Zusätzlich kann der Moderator einen Netzwerkbericht zur Dokumentation des Effizienzfortschritts der Gruppe erstellen, falls dies vereinbart wurde.
Wie läuft das Monitoring ab? (falls vereinbart)
Nach der Lieferung der Daten durch die Unternehmen an das Netzwerkteam (per E-Mail oder in Zukunft online) erfolgt das Monitoring in einem zweistufigen Vorgehen:
1. Zunächst werden das Top-down-Ergebnis (auf Basis der Entwicklung produktionsspezifischer Kennwerte) und das Bottom-up-Resultat (Energieeinsparung und CO2-Minderung durch die Summe der jährlich getroffenen Maßnahmen) vom Monitoring-Tool gegenübergestellt und seitens des energietechnischen Beraters und Moderators auf Plausibilität der Abweichungen der Ergebnisse geprüft. Diese Abweichungen können entstehen:
- bei der Top down-Methode aus unberücksichtigten Produktionsumstellungen, Verschiebungen der Produktstruktur oder unterschiedlichen Kapazitätsauslastungen im Jahresvergleich,
- bei der Bottom up-Methode durch nicht quantifizierte organisatorische Energieeffizienz- Maßnahmen (zum Beispiel Verhaltensregeln, Information, Belobigungen)
2. Bei zu großen Abweichungen besprechen das Team und der Energieverantwortliche die Ursachen der Abweichungen und legen – meist nach weiteren Berechnungen und Schätzungen einzelner Wirkungen – den jährlichen Erfolg der Energieeinsparung und der CO2-Minderung fest.
Das Bottom-up-Monitoring sollte grundsätzlich vom energietechnischen Berater durchgeführt beziehungsweise geprüft werden. Für die Top-down-Betrachtung zeichnet in der Regel der Moderator oder Netzwerkträger; es kann auch eine dritte Person sein (insbesondere beim Online-Monitoring), die mit den möglichen Ursachen von Abweichungen der beiden Methoden sehr vertraut ist. Nach dem LEEN-Standard müssen beim Monitoring zwei voneinander unabhängige Personen mitwirken